Lachen gegen Stress
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Lachen gegen Stress

Wie ein Schmunzeln den Einstieg in Meditation, Achtsamkeit & Co. leichter macht.

Entspannung ist wichtig, das wissen wir alle. Nur fühlt sie sich selten so an. Atemübungen? Klingt nach Geburtsvorbereitung. Meditation? Nach jemandem, der mehr Räucherstäbchen als To-do-Listen hat. Yoga? Eher ein Lifestyle, weniger Lebenshilfe. Aber Lachen gegen Stress stimmt!

Und trotzdem wissen wir: Wir brauchen sie. Aber wie bitte schön soll man „loslassen“, wenn der Kopf auf Dauerschleife läuft und der Termindruck im Nacken sitzt?

Genau hier kommt Humor ins Spiel. Denn wer über die eigene Anspannung lacht, ist ihr schon nicht mehr ganz ausgeliefert.

Entspannung darf komisch beginnen

Viele Menschen haben eine Hemmschwelle, wenn es um Entspannungstechniken geht.
Sie wirken zu ernst, zu spirituell, zu weit weg vom echten Leben. Diese Skepsis zeigt sich dann oft als Ironie. Ein Witz über den „herabschauenden Hund“, ein Augenrollen beim „Bodyscan“ oder ein Kichern, wenn die Klangschale klingt wie eine Bratpfanne.

Aber genau das ist gut so. Denn Humor ist ein emotionaler Türöffner.
Er senkt die Distanz und baut Vertrauen auf – zu anderen, aber auch zu dir selbst.
Wenn du über das Ungewohnte lachst, schaltest du automatisch um: raus aus dem Leistungsmodus, rein in den Moment.

Biologisch betrachtet aktiviert Lachen den Parasympathikus, also den Teil deines Nervensystems, der für Entspannung, Verdauung und Regeneration zuständig ist.[1]
Das heißt: Wer lacht, bevor er „Ommm“ sagt, ist dem Entspannungszustand oft näher, als er denkt.

Was im Körper passiert, wenn du lachst

Lachen ist viel mehr als ein Gesichtsausdruck, es ist ein biochemisches Feuerwerk.
Schon ein paar Sekunden Lachen senken den Cortisolspiegel, lockern die Muskeln und regen die Ausschüttung von Endorphinen an. Diese „Glückshormone“ wirken wie natürliche Schmerzmittel und bauen gleichzeitig Stresshormone ab.

Und das Beste: Lachen trainiert denselben Bereich im Gehirn, der auch bei Meditation aktiv ist – den präfrontalen Cortex. Er hilft uns, Emotionen zu regulieren, Gedanken zu ordnen und innere Ruhe zu finden.

Lachen ist also Mini-Meditation in Bewegung.
Oder, wie manche Psychologen sagen: 

„Humor ist das Achtsamkeitstraining der Unkonventionellen.“

Selbst der Vagusnerv, die biologische Verbindung zwischen Gehirn und Bauch, reagiert empfindlich auf Humor. Ein ehrliches Lachen stimuliert ihn direkt. Das wiederum verlangsamt den Herzschlag, senkt den Blutdruck und fördert Verdauung und Immunsystem.
Kurz gesagt: Lachen ist das günstigste Wellnessprogramm, das du je hattest.

Von der Ironie zur Echtheit

Viele Menschen, die heute regelmäßig meditieren oder Yoga praktizieren, sind nicht mit Zen-Geduld gestartet. Sondern mit einer Portion Skepsis und oft auch einem Lachen über sich selbst.

Vielleicht erinnerst du dich an deine erste Yogastunde:
Die Atmung klang eher nach Asthma als nach Frieden, dein linkes Bein wusste nicht, wo rechts ist, und die Lehrerin sagte: „Fühle die Erdung deiner Zehen.“ Und du dachtest: „Ich spüre nur, dass mir der Oberschenkel brennt.“

Aber du bist geblieben. Vielleicht, weil du es witzig fandest. Vielleicht, weil du neugierig warst. Und irgendwann war er da dieser Moment, in dem der Atem tiefer wurde, der Geist ruhiger und der Körper aufhörte, gegen dich zu arbeiten.

Humor ist genau das, was dich durch diese Zwischenphasen trägt. Er verwandelt Unsicherheit in Leichtigkeit und öffnet den Zugang zu echter Erfahrung. Psychologisch nennt man das Reframing, also das Umdeuten von Situationen.


Wenn du über das Ungewohnte lachst, verschiebst du deinen inneren Blickwinkel und plötzlich wird das, was dich verunsichert hat, zu etwas, das dich neugierig macht.

Kopfstand Yoga, Lachen gegen Stress

Humor als Stresskompetenz

In der Psychologie spricht man von Coping-Strategien, also den Wegen, wie wir mit Stress umgehen. Humor ist dabei eine der effektivsten Methoden, weil er Distanz schafft.
Er nimmt Situationen die Schwere, ohne sie zu verdrängen.

Wenn du lachst, kannst du denselben Stressmoment betrachten, aber mit weniger Drama.
Das Gehirn schüttet dabei Dopamin aus, ein Neurotransmitter, der Motivation und Problemlösungsfähigkeit stärkt. Das heißt: Lachen macht dich nicht nur lockerer, sondern auch klüger im Umgang mit Belastung.[2]

Das ist übrigens auch der Grund, warum Menschen, die Humor gezielt einsetzen, seltener an Erschöpfung oder Burn-out leiden. Sie haben gelernt, sich selbst rechtzeitig „auszutricksen“, mit einem Augenzwinkern statt mit Druck.

Die Psychologie der Entspannung

Echte Entspannung beginnt nicht mit „Stille“, sondern mit einem Gefühl von Sicherheit.
Erst wenn dein Nervensystem erkennt, dass du in keiner Gefahr bist, kann der Körper loslassen.

Und genau hier wirkt Humor wie ein inneres Sicherheitsnetz. Er signalisiert: „Alles gut, ich bin sicher.“ Deshalb ist Lachen in Gruppen, beim Yoga, in Kursen, in Meditationen, so wirksam. Es schafft Nähe, Vertrauen, Gemeinschaft.


Das Gehirn reagiert darauf mit der Ausschüttung von Oxytocin, dem Bindungshormon.
Das sorgt für Wärme, Zugehörigkeit und eben jene Art von Entspannung, die nicht nur körperlich, sondern auch emotional trägt.

Mini-Übung: Die 60-Sekunden-Lachpause

Willst du das gleich ausprobieren? Hier eine kleine Übung, die du fast überall machen kannst. Selbst zwischen Mails oder im Auto (am besten an der Ampel 😄).

Atme tief ein und beim Ausatmen tu so, als würdest du leise lachen. Ein „Hhh…haaa…“ reicht.

Lächle, auch wenn es sich anfangs gespielt anfühlt. Dein Körper kennt den Unterschied kaum.

Halte kurz inne und beobachte, wie sich der Brustkorb öffnet, die Schultern sinken, der Atem ruhiger wird.

Nach etwa 30 Sekunden merkt dein Nervensystem: „Da passiert was Gutes.“
Der Puls sinkt, die Atmung vertieft sich, dein Gehirn schaltet vom Stressmodus auf Erholung.
Das funktioniert, weil der Körper immer auf Körpersignale reagiert, nicht auf Argumente.

Humor im Alltag kultivieren

Humor ist eine Haltung. Du kannst ihn trainieren wie Muskelentspannung und er wirkt genauso tief.[3]

#1

Beobachte dich selbst.

Wenn du dich in einer Situation verkrampfst, stell dir innerlich die Frage: „Was daran ist gerade ein bisschen absurd?“
Diese Mini-Distanz reicht, um dein Gehirn umzuprogrammieren.

Such Menschen, die lachen.

Emotionen sind ansteckend, Lachen am stärksten.
Wenn du mit fröhlichen Menschen zusammen bist, übernimmt dein Körper automatisch den Rhythmus.

#3

Mach’s spielerisch.

Probiere kleine, absurde Entspannungsmomente: Summ-Yoga (summen statt schweigen), Duschmeditation (mit Mitsingen erlaubt) oder Atemübungen mit Blubbern.
Klingt lächerlich? Genau das ist der Punkt.

Entspannen heißt nicht abheben, sondern landen

Entspannungstechniken wurden nicht erfunden, um dich in höhere Sphären zu schicken.
Sondern um dich zurück zu dir selbst zu bringen. Sie helfen dir, dich zu spüren, Stress abzubauen, innerlich still zu werden.

Und ja, das darf sich am Anfang komisch anfühlen. Vielleicht lachst du dich in der ersten Klangmeditation halb schlapp. Vielleicht zuckst du zusammen, wenn jemand „Energiearbeit“ sagt. Aber genau dieses Lachen ist vielleicht dein Einstieg, dein ganz persönlicher Weg zu Ruhe.

Denn Entspannung ist kein Zustand von Perfektion, sondern von Präsenz.
Und manchmal ist der ehrlichste Weg dorthin kein tiefes „Ommm“, sondern ein lautes, befreiendes „Hahaha“.

Lachen ist die leichteste Form der Achtsamkeit

Du musst nicht tiefgläubig, beweglich oder besonders ruhig sein, um von Yoga, Meditation oder Atemtechniken zu profitieren. Es reicht, wenn du ehrlich bist und bereit, dich selbst nicht so ernst zu nehmen.

Humor ist keine Ablenkung von Entspannung, sondern ihr Katalysator. Denn wer lacht, öffnet Körper, Atem und Herz und findet leichter zurück in den Moment.

Oder, um es mit einem Augenzwinkern zu sagen:
Der Weg zur inneren Ruhe führt manchmal über den Umweg durchs Zwerchfell. 😉


November 2025

Das Glück des Lachens

Warum Humor unser Leben bereichert und uns gesünder macht


Quellen:

[1] Hayashi, T., Okamoto, T., & Nakajima, Y. (2023). Autonomic Nervous System Responses to Laughter and Their Effects on Stress Reduction. Frontiers in Human Neuroscience. https://www.researchgate.net/publication/222906678_Autonomic_nervous_system_response_patterns_specifity_to_basic_emotions

[2] Bennett, M. P., & Lengacher, C. (2020). Humor and Laughter May Influence Health: III. Laughter and Health Outcomes. Complementary Therapies in Clinical Practice, 39, 101093. https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC2249748/

[3] Lindsay, E. K., Creswell, J. D., & Brown, K. W. (2021). Mindfulness, Positive Emotion, and Health: Mechanisms of Change in Meditation Practice. Psychosomatic Medicine, 83(6), 587–596.

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