Entspannung durch Fantasie
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Entspannung durch Fantasie

Warum Kopfkino im Winter so gut tut

Es gibt eine Art von Ruhe, die nicht aus dem Außen kommt, sondern aus dem Kopf. Sie taucht genau dann auf, wenn draußen alles voll ist: volle Straßen, volle Kalender, volle Einkaufswagen. Während der Dezember versucht, uns zu überholen, macht unser Inneres oft das Gegenteil, wenn wir es lassen. Dann reicht manchmal ein bestimmter Duft, eine Melodie, eine Erinnerung, und plötzlich entsteht dieser kleine Abstand zu allem, was eigentlich gerade wichtig sein soll.

Viele nennen das Weihnachtsstimmung. Psychologisch betrachtet ist es etwas anderes: ein leiser Rückzug ins Innere, an einen Ort, der erstaunlich stabil ist. Fantasie. Kopfkino. Und es ist völlig egal, ob man Weihnachten liebt, ignoriert oder jedes Jahr neu verhandelt. Die Bilder sind da. Und sie helfen mehr, als man denkt.

Was im Kopf passiert, wenn Fantasie anspringt

Man muss nicht tiefenpsychologisch werden, um zu verstehen, warum innere Bilder wirken. Das Gehirn unterscheidet nämlich kaum zwischen Vorstellung und Realität. Wenn wir uns etwas Warmes, Ruhiges oder Bekanntes vorstellen, reagieren die gleichen Areale, die auch bei echten Erlebnissen beteiligt wären. Der Körper schaltet runter, obwohl außen nichts passiert. Ein bisschen wie mentale Zentralheizung.[1]

Das ist nicht Eskapismus, das ist Regeneration. Fantasie ist ein Ort, an dem der Kopf weiterarbeiten darf, ohne dass wir ihn anstrengen. Gerade im Winter funktioniert das besonders gut. Es ist dunkler, es ist stiller, der Außenlärm hat natürliche Pausen und unser Nervensystem mag das sehr.

Warum Weihnachten diese Wirkung verstärkt

Weihnachten hat eine eigene Symbolik, die sich über die Jahre wie ein zweiter Speicher im Kopf aufgebaut hat. Düfte, Lichter, Geräusche, Rituale. Selbst Menschen, die mit Weihnachten wenig anfangen können, kennen die Geräusche einer zu hohen Chorstimme oder den Duft von etwas, das man nicht benennen kann, aber „weihnachtlich“ findet.

Diese Eindrücke sind wie kleine Startknöpfe: Sie lösen Erinnerungen aus, und Erinnerungen ziehen innere Bilder nach sich. Und diese inneren Bilder sind oft ruhiger als das echte Leben. Es ist egal, ob es die Vorstellung vom Wohnzimmer der Großeltern ist, ein Schneespaziergang, eine Filmszene oder einfach eine warme Küche.

Fantasie ist an Weihnachten so aktiv, weil die Welt uns ununterbrochen Material liefert.

Und genau hier entsteht Ruhe. Nicht als Flucht. Sondern als eine Art gedankliche Gegenbewegung zum äußeren Tempo.

Wie man Fantasie im Alltag nutzt, ohne sich zu „entspannen zu müssen“

Es braucht kein Ritual, keine App, keine Anweisung. Fantasie aktiviert sich von selbst, aber man kann sie ein bisschen anstupsen.

Ein einfacher Moment reicht oft. Ein Lied, das man jedes Jahr hört. Ein Duft. Ein kleiner Spaziergang in der Dunkelheit, bei dem man ausnahmsweise nichts von A nach B schafft, sondern einfach den Gedanken die Leine länger lässt. Der Kopf füllt den Rest selbst.

Viele Menschen erleben genau deshalb beim Fernsehen, Lesen oder Kochen im Dezember mehr Ruhe als sonst: Der Film läuft im Wohnzimmer, aber das eigentliche Geschehen findet im Kopf statt. Es entsteht ein Raum, der leiser ist als das Außen.

Und ja, manchmal hilft es, sich bewusst etwas zu nehmen, das das Kopfkino anschiebt. Zum Beispiel:

Ein bestimmtes Getränk.
Nicht aus Lifestyle-Gründen, sondern weil es ein Sensorik-Anker ist. Ein Tee, ein heißer Kakao, etwas, das nach Winter schmeckt. Wärme holt den Körper runter – der Kopf folgt oft freiwillig.

Ein Geruch.
Orangenschalen, Zimt, ein altes Parfum, das irgendwo im Schrank steht. Düfte sind Abkürzungen ins limbische System. Sie können, ohne zu fragen, Türen öffnen.[2]

Eine Musik, die funktioniert, obwohl man sie kaum mag.
Viele Weihnachtssongs sind objektiv fragwürdig, aber sie wirken zuverlässig. Nicht wegen des Arrangements – sondern wegen der Erinnerungen dahinter.

Und natürlich: Filme! Die heimlichen Türöffner

Filme sind Fantasie-Beschleuniger. Sie liefern Bilder, der Kopf beamt uns dabei genau in die Welten hinein, die über unsere Bildschirme flimmern.

Meine Dezember-Filme haben nicht alle mit Weihnachten zu tun. Manche laufen einfach seit Jahren automatisch, sobald es draußen kalt wird. Ein paar davon sind Klassiker, ein paar völlig unpassend. aber sie öffnen zuverlässig diesen kleinen Raum im Kopf, in dem alles ruhiger wird.

Vielleicht findest du in meiner persönlichen Dezember-Film-Liste ja auch etwas für entspannte Momente und gemütliche Abende:

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Fantasie als Entspannungsform, die „einfach passiert“

Das Schöne an Fantasie ist, dass man sich nicht bewusst „entspannen“ muss. Man muss nichts lernen, nichts üben, nichts erreichen. Es reicht oft, etwas zu tun, das das Kopfkino anschaltet und dann einfach nicht dazwischenzugehen.

Ein paar Minuten reichen. Ein kleines Bild im Kopf, ein Gedanke, der nicht sofort zurückgepfiffen wird.

Wenn man das zulässt, sortiert sich manches von selbst: Atmung, Puls, Stresslevel. Man landet wieder etwas mehr bei sich, auch wenn der Tag objektiv voll war.

Ein bisschen Weihnachten im Kopf

Vielleicht ist das wirklich der Teil des Winters, der uns unbemerkt trägt: nicht die Deko, nicht die Termine, nicht das Fest selbst. Sondern die Bilder, die wir im Kopf mit uns herumtragen. Diese kleinen inneren Räume, die niemand sieht, aber jeder hat.
Manchmal reicht es, sie kurz wieder zu betreten.

Und wer Lust hat, kann seine Fantasie gleich weiterfüttern: Auf der nächsten Seite wartet die Traumreise nach Finnland. Perfekt geeignet für ein paar Minuten Winterruhe – ganz ohne Kerzen, ganz ohne Aufwand. Nur du und dein Kopfkino.

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Quellen:

[1] Pearson, J., Naselaris, T., Holmes, E. A., & Kosslyn, S. M. (2015). Mental imagery: Functional mechanisms and clinical applications. Trends in Cognitive Sciences, 19(10), 590-602. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/26412097/

[2] Sullivan, R. M., & Wilson, D. A. (2015). Olfactory memory networks: From emotional learning to social behaviors.Frontiers in Behavioral Neuroscience, 9, 36. https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC4330889/

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