Weihnachten unterwegs
Zwischen Sonnenflucht und Schneemagie
Warum manche dem Fest entfliehen – und andere genau dafür verreisen. Und was sie trotz allem verbindet.
Es gibt zwei Sorten Menschen im Dezember. Die einen sitzen am 24. barfuß im Sand, bestellen einen Mango-Lassi und tun so, als wäre der 24. ein ganz normaler Tag. Kein Tannenbaum, keine Playlist, kein „Stille Nacht“. Sie atmen durch. Endlich.
Die anderen stapfen durch Schnee, der unter den Schuhen knirscht, und suchen sehnsüchtig nach genau der Weihnachtsstimmung, die zuhause irgendwie verpufft ist. Sie buchen Husky-Touren, trinken zu süßen Glögi, stehen mit roten Nasen auf Märkten und sagen Sätze wie: „Hier fühlt sich Weihnachten noch echt an.“ Und die große Frage, die sofort im Raum steht: Warum macht man das?

Typ 1: Die Weihnachtsflüchtigen
Ich kenne sie gut – und ich war phasenweise selbst einer dieser Menschen.
Als ich damals als Animateurin Weihnachten unter Palmen verbrachte, war der 24. ein normaler Arbeitstag. Und ja: Es gab Gäste, die wollten die ganze Weihnachtskulisse partout nicht. Kein Fake-Schnee, kein „Last Christmas“, keine Plastikdekoration im Restaurant. Wenn wir die Weihnachtsbäume aufstellten, liefen sie mit diesem herrlichen Side-Eye an uns vorbei, das sagte: „Versucht’s gar nicht erst.“
Was sie wirklich wollten? Ruhe. Luft. Abstand. Nicht, weil sie Weihnachten hassen. Sondern weil sie klar wissen, was ihnen guttut und was nicht.
Psychologisch ist das kein Davonlaufen, sondern Selbstfürsorge. Der Dezember kann laut, eng, voll und emotional sein. Flucht in die Sonne ist für viele schlicht ein Werkzeug, um nicht unterzugehen.
Beliebte Ziele: Kapstadt, Thailand, Oman, Kanaren, Bali – je weiter weg die Stimmung von Glühwein ist, desto besser. Und fast alle sagen irgendwann denselben Satz:
„Ich feiere nicht, ich atme einfach.“

Typ 2: Die Weihnachtssucher
Und dann gibt es die anderen. Die, die Weihnachten nicht nur mögen, die es fühlen wollen.
Sie fahren nach Lappland, stehen mit leuchtenden Augen vor dem Postamt in Rovaniemi und sind für einen Moment wieder acht Jahre alt. Oder sie reisen ins Erzgebirge, nach Tirol, nach Straßburg oder gleich nach Kopenhagen, weil dort die Lichter wärmer scheinen und die Stimmung ehrlicher wirkt.
Was treibt sie an? Nostalgie. Sinnlichkeit. Rituale. Sie sehnen sich nach einem Gefühl, das im Alltag verloren geht. Und sie finden es oft genau dort, wo es klirrend kalt, nach Zimt riecht und der Schnee selbst dann knirscht, wenn er eigentlich gar keiner ist.
Eine Frau, die ich in Levi (Finnland) getroffen habe, sagte einmal zu mir:
„Ich will Weihnachten nicht feiern, ich will es spüren.“
Was beide verbindet
So unterschiedlich die Routen sind, die Motivation ist erstaunlich ähnlich. Beide Gruppen suchen einen Zustand, keinen Ort. Sie wollen Frieden, Klarheit, einmal tief durchatmen. Ein Gefühl, das nicht zwischen To-do-Listen und Geschenkepanik begraben ist.
Und ob man dafür in die Sonne fliegt oder in den Schnee stapft, ist letztlich egal:
Am Ende wollen alle dasselbe: Einen Moment, der wieder echt wirkt.
Weihnachten ist überall
Egal, ob du den Sand zwischen den Zehen spürst oder die Kälte an der Nase: Irgendwann gibt es diesen einen Moment. Es wird stil, der Kopf wird ruhig und für einen Augenblick fühlt sich alles nach Weihnachten an, ganz ohne Zwang.
Vielleicht ist das der eigentliche Punkt:
Man kann Weihnachten nicht wirklich entkommen. Man trägt es sowieso in sich herum – mal leiser, mal lauter.

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