Frühstück
Die wichtigste Mahlzeit des Tages?
Neues Jahr, neue Vorsätze. Gesünder essen, fitter werden, mehr Energie haben – klingt alles super, oder? Aber einer der größten Dauerbrenner in der Ernährungsdebatte ist nach wie vor das Frühstück. Ist es nun die wichtigste Mahlzeit des Tages? Oder überbewertet, gar unnötig?
Wenn du bei Google „Frühstück gesund oder nicht“ eintippst, bekommst du Schlagzeilen, die sich gegenseitig völlig widersprechen:
- „Ohne Frühstück gesund und schlank“
- „Frühstück macht krank“
- „Kein Frühstück essen: ungesund!“
- „Frühstück so gefährlich wie Rauchen“ (ja, wirklich)
- „Frühstück macht schlau“
Ähm, was denn nun?
Willkommen in der Welt der Ernährungsforschung.
Warum die Studien so widersprüchlich sind
Das Chaos liegt vor allem daran, dass die meisten Studien zum Essverhalten sogenannte Beobachtungsstudien sind. Da notieren Menschen selbst, was und wann sie gegessen haben – oft ungenau, manchmal auch geschönt („Klar hab ich nur einen Apfel gegessen…“).
Und dann gibt’s noch den Lifestyle-Faktor: Wer sich morgens bewusst Zeit für ein ausgewogenes Frühstück nimmt, lebt oft insgesamt gesünder – unabhängig vom Frühstück selbst. Bedeutet: Ob Frühstück an sich wirklich „gesund“ ist, bleibt unklar.
Frühstück: Fluch oder Segen?
Die Wahrheit ist wie so oft: Es kommt drauf an.
Argumente für Frühstück
- Bessere Blutzuckerkontrolle am Morgen: Dein Körper verarbeitet Kohlenhydrate morgens oft effizienter.
- Mehr Energie & Konzentration: Studien zeigen, dass Kinder und Jugendliche, die frühstücken, in der Schule aufmerksamer sind. Ähnliches gilt für Erwachsene in stressigen Jobs.
- Kalorienverbrauch: Ein leicht erhöhter Grundumsatz am Vormittag ist möglich.
Argumente gegen Frühstück
- Intervallfasten: Längere Essenspausen (z. B. 16:8) können Blutzucker und Fettstoffwechsel verbessern. Frühstück wird hier oft ausgelassen.
- Anpassung der Hungerhormone: Dein Körper kann lernen, das Frühstück zu „überspringen“. Anfangs schwierig, später ganz normal.
Fazit: Frühstück ist weder automatisch gesund noch ungesund. Es hängt davon ab, wie es in dein Leben passt – und was du isst.
Mein Vorsatz: Frühstück als Teil der Morgenroutine
Ich persönlich habe jahrelang ohne Frühstück gelebt – mit dem Ergebnis, dass ich mittags halb verhungert und unkonzentriert war. Gegen 14 Uhr noch nichts gegessen zu haben, ist alles andere als produktiv.
Deshalb mein Vorsatz: Frühstück (oder Brunch) als fester Bestandteil meiner Morgenroutine. Nicht zwangsläufig um 7 Uhr, sondern irgendwann am Vormittag, mit Fokus auf Energie und Nährstoffe statt nur Kaffee.
Frühstückstrends & Ernährungsweisen
1. Klassisch:
Vollkornbrot + Belag
Schnell, praktisch, sättigend. Wer morgens wenig Zeit hat, fährt mit einem Roggenbrot + Avocado, Hüttenkäse oder Lachs schon ziemlich gut.
2. Porridge / Haferbrei
Lange Zeit nur Krankenkost, heute wieder Kult. Haferflocken liefern komplexe Kohlenhydrate, Ballaststoffe und Mineralstoffe. Mit Obst, Nüssen und Samen wird daraus ein echtes Powerfrühstück. In Finnland ist „Puuro“ übrigens seit Jahrhunderten Standard.

3. Smoothie Bowls &
Overnight Oats
Instagram-tauglich und praktisch. Der Vorteil: Kann am Abend vorbereitet werden und spart morgens Stress.

4. Proteinreiches Frühstück
Besonders beliebt bei Sportler:innen: Eier, griechischer Joghurt, Proteinshakes. Vorteil: Sättigt lange, stabilisiert Blutzucker.

5. Skipping Breakfast
Intervallfasten
Für manche funktioniert es besser, das Frühstück wegzulassen und erst mittags zu essen. Gerade bei Menschen, die abnehmen oder ihren Blutzucker regulieren wollen, ist das ein funktionierender Ansatz.
Frühstück in Finnland – Inspiration aus dem Norden
Seit ich Zeit in Finnland verbracht habe, hat sich meine Sicht aufs Frühstück verändert. Dort gehört es ganz selbstverständlich zur Kultur.
- Kaffee: Die Finnen sind Weltmeister im Kaffeetrinken. Oft mit Hafermilch statt Kuhmilch.
- Roggenbrot: Das Nationalgericht. Herzhaft, nahrhaft, mit Butter oder Avocado unschlagbar.
- Karjalanpiirakka: Traditionelle Teigtaschen aus Roggen mit Reisbrei- oder Kartoffelfüllung. Heute oft auch mit Ei oder Lachs belegt – perfekt als Frühstückssnack.
- Puuro (Haferbrei): Warm, sättigend, variabel. Mit Beeren, Samen oder Zimt – der Klassiker im finnischen Winter.
Das macht klar: Frühstück kann mehr sein als nur ein belegtes Brötchen auf die Hand. Es kann Ritual, Genussmoment und Energiequelle in einem sein.
Frühstücksverhalten in Deutschland
Laut der Studie „Deutschland, deine Frühstücker“ (Score Media Group, 2022) frühstücken 73 % der Deutschen regelmäßig. Für die meisten ist es eine kleine Ruhezeit am Morgen, zwischen 7 und 9 Uhr.
- 61 % achten dabei auf gesunde Zutaten und weniger Zucker.
- 39 % frühstücken eher spontan und pragmatisch.
Die Erkenntnis: Frühstück bleibt kulturell fest verankert – auch wenn die Trends variieren.
Praktische Tipps für dein Frühstück in der Morgenroutine

Qualität vor Quantität
Ein Croissant macht dich zwar satt – aber nur für 30 Minuten, bevor der Blutzucker wieder in den Keller rauscht. Setz lieber auf Lebensmittel mit Mehrwert:
- Komplexe Kohlenhydrate (Haferflocken, Vollkornbrot, Quinoa) → halten den Blutzuckerspiegel stabil.
- Proteine (Joghurt, Eier, Hüttenkäse, pflanzliche Alternativen) → geben länger Energie.
- Gute Fette (Nüsse, Samen, Avocado) → sorgen für Sättigung und liefern essentielle Nährstoffe.
👉 Regel: Lieber ein kleines, ausgewogenes Frühstück, das dir Power gibt, als ein XXL-Snack ohne Substanz.

Finde deine Routine
Nicht jeder hat morgens Hunger. Das ist völlig okay. Wichtig ist, dass du deinen eigenen Zeitpunkt findest.
- Klassisch: Frühstück direkt nach dem Aufstehen.
- Alternativ: Ein „Brunch“ gegen 10 oder 11 Uhr, wenn der Körper wirklich bereit ist.
- Bonus: Auch kleine Routinen wie ein Glas Wasser + Kaffee + Obststück können ein Startpunkt sein.
👉 Tipp: Experimentiere 2–3 Wochen mit verschiedenen Zeiten, bis du deinen Sweet Spot findest.

Die Kombi-Regel
Ein optimales Frühstück besteht aus einer Mischung von:
- Eiweiß (für Muskeln und Hormone)
- gesunden Kohlenhydraten (für Energie und Konzentration)
- guten Fetten (für Nervensystem und Sättigung)
Beispiele:
- Overnight Oats mit Joghurt, Beeren und Nüssen
- Vollkornbrot mit Avocado und Lachs
- Omelett mit Spinat und Vollkorn-Toast
👉 So bleibst du länger satt und vermeidest Heißhungerattacken.

Unter der Woche ≠ Wochenende
Unter der Woche darf es praktisch und schnell gehen:
- Overnight Oats oder Porridge vorbereiten
- Smoothie to go
- Roggenbrot mit Frischkäse und Gemüse
Am Wochenende darf es ausgiebig und genussvoll sein:
- Brunch mit Freunden
- Herzhaft (Eier, Lachs, Käse) oder süß (Pfannkuchen, Croissants)
- Zeit zum Genießen, nicht nur zum „Sattwerden“
👉 Routine im Alltag, Genuss am Wochenende – die Balance macht’s.

Kein Dogma, sondern dein Weg
Es gibt kein richtig oder falsch. Frühstück ist kein Zwang, sondern eine Option. Wenn Intervallfasten für dich besser funktioniert: perfekt. Wenn du morgens hungrig bist: iss.
👉 Wichtig ist, dass es zu dir passt und dich langfristig unterstützt – in Energie, Konzentration und Wohlbefinden.
Fazit: Frühstück ist individuell – mach’s zu deinem
Ob du frühstückst oder nicht, macht dich nicht automatisch gesünder oder ungesünder. Viel entscheidender ist, wie du frühstückst und ob es in deine Routine passt.
Für mich persönlich bedeutet Frühstück mehr Energie und bessere Konzentration – deshalb baue ich es jetzt bewusst ein. Für dich mag Intervallfasten besser funktionieren. Und das ist völlig okay.
Kurz gesagt: Frühstück ist nicht die wichtigste Mahlzeit des Tages – aber es kann die wichtigste Mahlzeit für dich sein.
Quellen
Harvard Health (2021): Should you eat breakfast?, https://www.health.harvard.edu/heart-health/build-a-better-breakfast?
Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE, 2023): Frühstück und Energieversorgung
Score Media Group (2022): Studie „Deutschland, deine Frühstücker“ https://score-media.de/gattungsforschungen/deutschland-deine-fruehstuecker_innen/

